Fernglas

Journalist und Kolumnist Bernd Loose richtet sein ganz persönliches "Fernglas" auf den FC Energie, die Liga und alles was den Fußball betrifft. Nahezu wöchentlich gibt es hier eine neue Ausgabe für Euch zum Lesen.

FRÜH DRUCK AUFBAUEN

Wer sich die Meinungsäußerungen in den „Sozialen Medien“ zum Saisonstart des FCE anschaut, wird erstaunt feststellen, dass sich die Kritiker eher an den (pandemiebedingten) Bedingungen des Stadionzutritts bei den Heimspielen von Energie abarbeiten, als die Mannschaft ob ihrer bisherigen Auftritte in den Senkel zu stellen. Das hat Gründe. Der vermeintlich holprige Start mit dem Remis gegen Luckenwalde entpuppt sich Stand jetzt als Punktgewinn, hat der FSV aus der Kreisstadt südlich von Potsdam doch Aufsteiger Eilenburg im Heimspiel am 2. Spieltag niedergehalten und die ambitioniert mit sechs Punkten gestartete Germania aus Halberstadt auf eigenem Geläuf mit einem Fünferpack am letzten Wochenende vom Platz gefegt. Keine Laufkundschaft also, die Luckenwalder, die sich den Punkt im Wohnzimmer des FCE letztlich redlich verdient hatten.

Die Rückkehr vom Auswärtsspiel unter der Woche beim BFC Dynamo mit null statt drei Punkten ist das Resultat einer in dieser frühen Phase der Saison noch verzeihbaren Abschlussschwäche, gepaart mit der fehlenden Portion an Abgezocktheit, die erforderlich ist, um den verdienten Punkt am Ende mit nach Hause zu nehmen. Das Montagsheimspiel gegen die Optiker aus Rathenow vor wieder fast 5000 Zuschauern hat erstmals deutlich aufgezeigt, was Cheftrainer Claus-Dieter Wollitz zu seiner emotionalen Ansprache im Kreis direkt nach dem Spiel und seinen Einlassungen bei der anschließenden Pressekonferenz veranlasste. Der Trainer ist der Ansicht, die Spieler sind nicht in der Lage, ihr Potential, das sie unter der Woche im Training zeigen, insbesondere in den Heimspielen „auf die Platte“ zu bringen. Man kennt das aus eigener Erfahrung. Unter der Woche schießt du im Training die Tornetze kaputt, im Punktspiel hast du „Scheiße an de Füße“ (O-Ton Andreas Brehme). Wollitz fordert seine Spieler früh in der Saison, baut bewusst Druck auf, weil er weiß, dass zwar noch viele Spiele ausstehen, aber jeder verlorene Punkt in der Endabrechnung fehlen könnte.

Ein Pele Wollitz spielt nicht um Platz 4 oder 5. Wo Wollitz ist, sollte oben, sprich Platz 1, der mindeste Anspruch sein. Sechzehn Spieler im Kader, davon drei Torhüter, sind nicht dazu angetan, aus dem Vollen schöpfen zu können. Jedoch haben die, die bisher auf dem Platz standen, gezeigt, dass diese Truppe oben mitspielen kann. Vorausgesetzt, der Kader wird noch kurzfristig punktuell verstärkt und bleibt von Verletzungen verschont. Und die regulären Trikots sind verfügbar.