FC Energie hat Maßnahmenplan erarbeitet
Im Nachgang der unsportlichen und verachtenswerten Vorfälle in der Regionalliga-Saison 2016/2017 hat der FC Energie seine ohnehin schon weitreichenden Bemühungen für Vielfalt und Toleranz und gegen jegliche Formen von Extremismus, Rassismus und Gewalt intensiviert, strukturiert und etabliert. Seit vielen Jahren zeigt der FC Energie unentwegt „Flagge“, beteiligte sich regelmäßig an Projekten wie „Zeig Rassismus die Rote Karte“, „Jung gegen Rechts“, „Cottbus bekennt Farbe“ und saß in der Jury des Cottbuser Toleranzpreises, war in Mannschaftsstärke beim Staffellauf für Vielfalt und Toleranz des Stadtsportbundes vertreten und unterzeichnete einen Kooperationsvertrag mit Fußball-Landesverband und Landessportbund für Demokratie. Darüber hinaus trat der FC Energie Cottbus beim Projekt „Bolzplatz gegen Rechts“ auf und richtete das Finale der ganzjährigen Maßnahme „Kickern für Toleranz“ der Cottbuser Grundschulen aus, unterstützte die Gründung eines Fanclubs in Namibia sowie ein Waisenhaus in Kamerun mit Sportmaterialien. Der FC Energie Cottbus bekennt sich fortwährend aktiv zu Vielfalt und Toleranz, spricht sich unmissverständlich gegen Fremdenfeindlichkeit und Rechtsextremismus aus. Ziel ist es, gemeinsam ein friedliches Stadionerlebnis für alle Stadionbesucher bei Spielen des FC Energie Cottbus zu garantieren. Dafür nehmen wir unsere Verantwortung wahr. In einer Vielzahl von Gesprächen mit Vertretern aus Politik, Behörden, Aktionsbündnissen und Verbänden hat der FC Energie seine bisherigen Maßnahmen vorgestellt und diese in Kooperation mit den Gesprächspartnern weiterentwickelt und organisiert.
Im Zuge dessen hat der Verein einen Maßnahmenplan entwickelt, der sich breitgefächert über verschiedene Themenfelder erstreckt und mit diversen Handlungsstrategien versehen ist. Hierbei handelt es sich sowohl um interne als auch externe Maßnahmen, welche alle an den sicherheitsrelevanten Vorgängen rund um das Erlebnis „Fußballspiel“ beteiligten Netzwerkpartner inkludiert. Hierbei wird in der Zusammenarbeit und Durchführung in Institutionen, Projekte, Dienstleister und sonstige Maßnahmen unterschieden. Der FC Energie wird zukünftig neben den stetigen Sicherheitsberatungen zu jedem Spieltag einen regelmäßigen kommunikativen Austausch mit allen Netzwerkpartnern ins Leben rufen, um fortwährend präventiv handlungsfähig zu sein. Dieser turnusmäßige Austausch soll unter dem Begriff „Runder Tisch für Vielfalt“ etabliert werden und im Beisein von Vertretern des Ministeriums des Innern und für Kommunales Brandenburg (MIK), Verbandsvertretern (DFB/NOFV), Bundes- und Landespolizei, der Stadt Cottbus sowie des Landkreises Spree-Neiße, des Verfassungsschutzes und des Fanprojektes durchgeführt werden.
Ein elementarer Bestandteil der Handlungen wird die bereits auf der Mitgliederversammlung am 30. Juni 2017 angekündigte Ausschreibung einer Planstelle im Verein sein. Hierbei wird es sich um eine Beauftragte oder einen Beauftragten für Vielfalt und Toleranz beim FC Energie handeln. Für diesen Bereich wird bis Ende des Jahres ein auf die Gegebenheiten zugeschnittenes Stellenprofil erstellt und veröffentlicht. An dieser Stelle gilt es deutlich zu machen, dass der FC Energie Cottbus e.V. diesen bis zum heutigen Tage einmaligen und beispielhaften Weg nicht alleine realisieren kann und auf die finanzielle Unterstützung und Co-Finanzierung institutioneller Art angewiesen sein wird.
Die kooperative Zusammenarbeit mit dem sozialpädagogischen Fanprojekt Cottbus wird auch zukünftig die Präventionsarbeit durch wechselseitige Unterstützung stärken. Die Kommunikation und enge Zusammenarbeit mit Institutionen wie „Tolerantes Brandenburg“ und dem „Cottbuser Aufbruch“ sollen in Verbindung mit der Initiative „Energie für Vielfalt und Toleranz“ gebündelt und zusammengeführt werden. Auch die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der Stadt Cottbus, der örtlichen und überörtlichen Polizei sowie dem Verfassungsschutz des Landes Brandenburg ist ein maßgeblicher Beitrag für die Entwicklung der Fanszene des FC Energie, die sich nachhaltig frei von Extremismus, Politisierung und Gewalt zeigen soll. Hierbei sind sich alle Beteiligten einig, dass die friedliche und farbenfrohe Fankultur gestärkt und mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln unterstützt werden soll.
Der FC Energie wird im Rahmen seiner Heimspiele ausschließlich mit Firmen, die grundsätzlich den Anforderungen der Bewachungsverordnung entsprechen sowie zertifiziert geschult oder zertifiziert sind zusammenarbeiten. Diese wurden und werden durch die Ordnungsbehörden der Stadt Cottbus auf Zuverlässigkeit geprüft. Ergänzend hat der FC Energie einen Verhaltenskodex für Mitarbeiter von Sicherheitsdiensten, welche im Stadion der Freundschaft eingesetzt werden, erstellt und wird für dessen Einhaltung Sorge tragen. Zudem sollen die regelmäßig im Einsatz befindlichen Ordnungskräfte mit festen nummerisch fortlaufenden Leibchen ausgestattet werden. Die Kommunikationswege am Spieltag werden künftig noch zielgerichteter strukturiert und aufgebaut, um dem Zuschauer ohne Erschwernis zu ermöglichen Störungen und Vorkommnisse sofort zu melden und somit ein rasches Eingreifen der Sicherheitsbehörden gewährleisten zu können. Ein Antrag zur Bereitstellung von finanziellen Mitteln zur Verbesserung der Überwachungstechnik im Stadion der Freundschaft wurde bereits vor Wochen bei der Landesregierung gestellt. Eine durch den FC Energie erhoffte Bewilligung hierfür steht derzeit noch aus. In Vorbereitung von Auswärtsspielen ist die stetige Teilnahme an den örtlichen Sicherheitsberatungen ein elementarer Bestandteil, um dem jeweiligen Gastgeber fundierte Informationen aus erster Hand zu liefern und sie bei der Durchführung des Spieltags bestmöglich zu unterstützen.
Neben der Aussprache von bundesweiten Stadionverboten, nach Einleitung von Ermittlungsverfahren durch die Polizei einhergehend mit dem Anhörungsrecht für den jeweils Beschuldigten vor der Stadionverbotskommission des FC Energie, werden insbesondere die Aussprache von sogenannten Tageshausverboten bei begründeten Verdachtsmomenten am Stadioneinlass als präventive Maßnahme Anwendung finden. Hierfür kann und wird der FC Energie auf Basis des Hausrechts Personen, von denen ein maßgebliches Gefährdungspotenzial ausgeht sowie ein weiterführend möglicher Imageschaden für den Verein durch deren Handlungen entstehen könnte, konsequent sanktionieren und angemessen handeln. Im Bewusstsein, dass eine Stärkung der Gerichte fernab der Einflussmöglichkeiten des Vereins als zwingend notwendig erachtet wird, gilt es zu prüfen, inwieweit bekannte Störer öffentlich bekannt gemacht werden können. Dies erfordert eine intensive Zusammenarbeit mit Polizei und Staatsanwaltschaft im gesetzlichen Rahmen. Die bestehenden Erscheinungsverbote im Stadion der Freundschaft gegenüber dem „Inferno Cottbus“ sowie der „Unbequemen Jugend Cottbus“ bleiben unabhängig von möglicherweise aufgelösten Gruppenstrukturen bestehen. Seit dem 26. November 2016 hat der FC Energie Cottbus mit der Aktion „Kein Platz für Nazis“ zusätzlich zu der seit Januar 2015 initialisierten Aktion „Energie für Vielfalt und Toleranz“ abermals eindeutig Position bezogen, diese auch vielfältig kommuniziert und auf seinen Vereinsmedien platziert.
Weiterhin beteiligt sich der Verein an einem Pilotprojekt der Brandenburgischen Technischen Universität zur Thematik von bengalischen Feuern, den Nachweismöglichkeiten von Spuren sowie der Früherkennung. Für die Durchführung dieses Pilotprojektes hat der FC Energie einen Fördermittelantrag gestellt. Das Vorhaben wird durch den Nordostdeutschen Fußballverband unterstützt und ist ebenso beim Deutschen Fußballbund in Frankfurt hinterlegt.
Der FC Energie wird auch zukünftig den nachhaltigen Dialog mit seinen Fans suchen und durchführen. Im Rahmen der Fanvollversammlung am 07. Juli 2017 sind offizielle Fanclubs, Ultra-Gruppierungen und interessierte Fans unter Begleitung des Fanprojektes sowie dem FC Energie in den direkten Austausch gestartet, haben mit Bianca Eifert-Koch und René Bossan zwei Fanvertreter bzw. Fansprecher gewählt und beginnen sich neu zu organisieren. Der FC Energie wird diesen Prozess begleiten. Wir werden alles was in unseren Möglichkeiten steht tun, wobei die oberste Priorität und Verantwortung unseren wahren und friedlichen Fans und Anhängern zusteht. Zivilcourage muss und wird unterstützt werden - dahingehend sind letztendlich alle gemeinsam gefragt.