01.06.2017 09:51 | Michael Wahlich im Interview

Wir wollen nachhaltig wettbewerbsfähig bleiben

Michael Wahlich, die Saison 2016/2017 ist beendet. Ein bewegtes Spieljahr mit Höhen und Tiefen endete schließlich auf dem zweiten Platz der Regionalliga und brachte den Sieg im AOK-Landespokal Brandenburg. Zudem war das gesamte Unterfangen Regionalliga ein immenser Kraftakt für den gesamten Verein. Wie fällt Ihr Fazit der abgelaufenen Spielzeit aus?

Die Aufgabe den Verein für die Regionalliga gut aufzustellen, war in der Tat ein immenser Kraftakt. Ohne unsere Mitglieder, die treuen Sponsoren, die Mitarbeiter, Partner und Fans wäre dies nicht möglich gewesen. Wir blicken ganz klar auf eine erfolgreiche Saison 2016/2017 zurück. Im vergangenen Sommer ist es gelungen aus dem Nichts eine komplett neue Mannschaft aufzubauen und mit dieser in der Regionalliga Nordost einen sehr guten zweiten Platz zu erreichen und den AOK-Landespokal Brandenburg zu holen. Wir haben am Anfang der Saison in der sogenannten Findungsphase einige Punkte liegen gelassen, der FC Carl Zeiss Jena war uns zu allen Zeiten mindestens einen Schritt voraus, diese souveräne und konstante Leistung muss man respektvoll anerkennen. Die garantierten Gelder aus der Teilnahme am DFB-Pokal sind sehr wichtig, zumal wir sie nicht eingeplant haben. Allerdings lösen sie nicht unsere finanziellen Themen, sie helfen aber dabei. Natürlich hat jeder Fan und auch wir von einem direkten Wiederaufstieg geträumt, das war und durfte auch das Ziel sein. Wir haben, in erster Linie unser Trainer Pele Wollitz, immer wieder betont, dass dieses Team die Möglichkeit hat um den Aufstieg zu spielen, aber das bei realistischer Einschätzung nicht erwartet werden kann. Damit ist alles auf den Punkt gebracht.

Wie geht die Zusammenarbeit mit Claus-Dieter Wollitz und dem FC Energie zukünftig weiter?

Der Trainer genießt unser vollstes Vertrauen. Vom ersten Tag an hat sich Pele mit der Aufgabe des Neuaufbaus und dem „Projekt“ FC Energie Cottbus identifiziert. Wenn man sieht, wie er täglich mit hundertprozentigem Einsatz bei der Sache ist, wirft das keinerlei Fragen auf. Gemeinsam werden wir nun am Kader für die kommende Saison arbeiten, um das Ziel, die Rückkehr in den Profifußball, im zweiten Anlauf zu schaffen. Das Grundgerüst der Mannschaft steht, sie ist mehr als konkurrenzfähig  und nun wollen wir die Truppe punktuell und qualitativ verstärken. Mit Maximilian Zimmer konnten wir dem Team bereits den ersten Neuzugang zuführen und bauen parallel weiterhin auf unsere sehr gute Nachwuchsarbeit.

Wenn man die Unwägbarkeiten in der Regionalliga betrachtet und sieht, wie es beispielsweise anderen Vereinen nach dem Abstieg ergangen ist, wirft es die Frage auf, welche Möglichkeiten der Verein zur Verbesserung der finanziellen Situation hat. Wird es diesbezüglich Maßnahmen geben?

Diese wird es geben, diese muss es geben. In der Regionalliga ist es schwer wirtschaftlich zu gesunden und dennoch ist es uns gelungen den Verein zu stabilisieren. Wir haben insbesondere im zweiten Halbjahr 2016 durch weitreichende Sparmaßnahmen einen mittleren sechsstelligen Betrag einsparen können. Unser Verein befindet sich finanziell jedoch längst nicht in ruhigem Fahrwasser. Das sind nun einmal die Tatsachen und diese erfordern für die Zukunft einige Anpassungen, die dem Verein finanzielle Mehreinnahmen generieren, um solide wirtschaften zu können. Diese Schritte werden weniger populär sein, sie sind für den Verein allerdings unabdingbar. Schließlich wollen wir nachhaltig wettbewerbsfähig bleiben und wirtschaftliche Vernunft walten lassen.

Welche Maßnahmen werden das konkret sein?

Zum einen werden wir die Ticketpreise für die Regionalligasaison 2017/2018 anheben. Alle Energiefans, die unsere Spiele im Stadion verfolgen, sind die Basis des Fußballs am Standort Cottbus. Was wäre der Fußball ohne Fans? Wir haben in der zurückliegenden Saison einen sensationellen Zuschauerschnitt von 5.433 erreicht und liegen mit Abstand an der Spitze der Liga. An dieser Stelle möchte ich mich im Namen des gesamten Vereins nochmals für diese grandiose Unterstützung bedanken. Man muss kein Mathematiker sein, um zu verstehen, dass bei einem ähnlichen Zuschauerzuspruch in der kommenden Saison dem Verein erhebliche Mehreinnahmen zukommen würden. Gerade angesichts der Tatsache, dass die finanzielle Belastung für den Verein u.a. durch den hohen Stadionunterhalt, etliche andere Fixkosten, Mindestlohnanpassung, Verbandsstrafen, erhöhte Sicherheitsaufwendungen und auch durch die Betreibung des Nachwuchsleistungszenrums ist eine adäquate Anpassung der Ticketpreise unabdingbar. Mit dem Bewusstsein, dass wir in der Lausitz nicht gerade in der strukturstärksten Region beheimatet sind, haben wir uns nach weitreichender Analyse und dem Vergleich von Eintrittspreisen an anderen Standorten diese Entscheidung gewiss nicht leicht gemacht. Wir sprechen hierbei über eine vertretbare Ticketpreiserhöhung von 1,50 € im Schnitt. Zudem bieten wir mit unserer Dauerkarte die Möglichkeit zu sparen und Tageskassen-, Sicherheits- oder Topzuschläge zu umgehen. Mit dem Erwerb einer Dauerkarte sieht man drei Heimspiele kostenfrei, so dass ich den Kauf jedem Energiefan nur wärmstens ans Herz legen möchte.

Ihre Wortwahl impliziert, dass es noch weitere Maßnahmen geben wird. Können Sie diese nennen?

Die Mitgliederversammlung wird am 30. Juni über eine neue Beitragsordnung für den FC Energie Cottbus e.V. abstimmen. Die Initiative für eine Anpassung der Mitgliedsbeiträge wurde von einer Vielzahl an Mitgliedern selbst auf den Plan gerufen. Wir hatten uns im Februar dieses Jahres zum ersten Mitgliederstammtisch im Energie-Eck eingefunden und dort kam das Thema erstmals zur Sprache. In der Folge standen wir im Rahmen des „Arbeitskreises Kommunikation“ im regen Austausch und werden zur Mitgliederversammlung einen Antrag auf Beitragserhöhung zur Abstimmung stellen. Sollte dieser mehrheitlich beschlossen werden, würde die Erhöhung zum Kalenderjahr 2018 in Kraft treten.

Laut Satzung darf der Verein von seinen Mitgliedern eine Sonderumlage verlangen. Das haben auch schon andere Fußballclubs getan. Ist das ein Thema?

Wir sind nach den festgeschriebenen Vereinsvorgaben nach Zustimmung der Mitgliederversammlung dazu berechtigt von jedem vollgeschäftsfähigen Mitglied einmal jährlich eine Sonderumlage in Höhe von bis zum zweifachen Jahresbeitrag zu erheben. Von dem Gedanken eines solchen Betrages sind wir jedoch schnell abgewichen. Eine Sonderumlage möchten wir dennoch von unseren treuen und stolzen Mitgliedern erheben, um sofort monetäre Mittel zu generieren und bitten bereits jetzt darum dem Antrag auf der Mitgliederversammlung zuzustimmen. Hierfür haben wir uns in den Vereinsgremien auf einen halben Jahresbeitrag von 33,00 € (ermäßigt 18,00€) verständigt. Die Sonderumlage wird für akut notwendige Instandhaltungsmaßnahmen in unserem Nachwuchsleistungszentrum benötigt. Einhergehend mit der abzustimmenden Beitragsordnung ab dem Kalenderjahr 2018 käme somit der aktuelle Jahresbeitrag 2017 plus die angestrebte Sonderumlage der künftigen Anpassung in etwa gleich.

Möchten Sie den Mitgliedern, Sponsoren und Fans noch etwas auf den Weg geben?

Ja das möchte ich. Ich blicke nun fast auf ein Jahr Amtszeit zurück und bereue diesen Schritt keinesfalls. Ich habe auch gesagt, dass ich es mir am Anfang anders vorgestellt habe und nicht damit gerechnet habe, dass die ehrenamtliche Arbeit in den Vereinsgremien nahezu ein „Fulltime-Job“ darstellt. Von außen betrachtet, sagen sich manche Dinge sehr leicht, doch man hat schlichtweg nicht den Einblick in die Komplexität der Geschäftsabläufe eines solchen Fußballvereins wie dem FC Energie Cottbus. Wir alle werden in unserer Verantwortung weiterhin alles tun was dem Verein zum Wohle dient und was wirtschaftlich vertretbar ist. Es war bereits im vergangenen Jahr nicht die Zeit für Experimente, Größenwahn oder unkalkulierbare Risiken und das wird auch in Zukunft nicht so sein. WIR alle haben gemeinsam ein Ziel und dafür arbeiten wir hart.

Euer Michael Wahlich
Präsident des FC Energie Cottbus e.V.